Am ersten Januarwochenende war ich wieder in Berlin beim Internationalen DTB-Tenniskongress. Meine dritte Teilnahme nach 2015 und 2012. Zunächst einmal ein Riesenlob an den Deutschen Tennis Bund für die Organisation der mit rund 600 Teilnehmern großen Veranstaltung. Alles hat reibungslos geklappt.
Neben den Hauptvorträgen an drei Tagen gab es noch ein eintägiges Elternseminar (das ich aber nur am Rande verfolgt habe) und eine kleine Tennismesse, auf der sich Tennisausrüster, Verlage u.a. präsentiert haben. Natürlich möchte ich hier auch einen kleinen Rückblick bieten und meine Eindrücke schildern. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass ich inhaltlich (vor allem an Trainingsübungen und Anregungen) aus den vergangenen Veranstaltungen etwas mehr mitnehmen konnte. Das mag aber auch daran liegen, dass ich mich in den vergangenen Jahren ja auch immer weitergebildet, Fachzeitschriften oder auch das ein oder andere Buch gelesen habe. Dafür war der Austausch mit den Kollegen intensiver, auch weil man immer mehr kennt und einfach viele vor Ort waren. Doch nun zu den Vorträgen bzw. einer Auswahl. Der erste Tag stand unter dem Themenschwerpunkt „Kindertennis, Schule, Verein“. Hier war mein Eindruck doch sehr gemischt. Präsentiert wurde u.a. „Tennis im Kindergarten“ von Christian Efler (Schultennis-Referent im WTB, Lehrer). Das war gut gemacht, insbesondere auch den Umgang mit den Kindern hatte der Referent im Griff (Ansprache, Kommunikation auf Augenhöhe, Motivation, Differenzierung…) An Übungen konnte ich allerdings nicht viel mitnehmen, da mir diese fast ausnahmslos durch meine Ballschultätigkeiten bekannt waren. Ich nehme das einfach als Bestätigung hier auf dem richtigen Weg zu sein. Von Alex Jakubec und Hans-Immo Müller wurde die DTB Basisschule vorgestellt. Hier sollte der Ansatz sein aus bestehenden Angeboten wie Heidelberger Ballschule, Ball- und Bewegungsschule o.ä. das Beste herauszuziehen und mit dem Fokus auf Tennis neu zusammenzustellen und für die Phasen blau, rot, orange und grün zu strukturieren. Die DTB Basisschule soll auch Bestandteil des neuen DTB-Online-Campus werden (dazu später mehr). Ich kann mir zwar vorstellen, dass dies vielleicht mal eine gute Übungssammlung im Campus wird, aus der man sich bedienen kann, aber als Gesamtkonzept hat mich das (noch) nicht angesprochen. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, das als Kurs oder Angebot unter dem Namen „Basisschule“ im Verein durchzuführen. Wobei für mich unklar geblieben ist, ob dies auch das Ziel sein soll? Schließlich gibt es ja auch noch das talentino-Konzept, das ja auch mit Ballzauberer und Ballmagier Ballschulelemente enthält. Auch die Stimmen im Kreis der Teilnehmer zu diesem Beitrag waren skeptisch bis kritisch. Für mich persönlich war das etwas schade, denn ich überlege immer wieder, wie wir es schaffen können in unserer Mini-Ballschule mehr Motivation und Interesse für das Tennis zu entwickeln.
Am zweiten Tag ging es direkt mit Vorträgen der Bundestrainer Michael Kohlmann und Barbara Rittner weiter. Bei Kohlmann war es ein schon etwas länger diskutiertes Thema (Statistiken der ATP-Tour, Dauer der Ballwechsel und abgeleitete Trainingsbeispiele). Und dies wird uns Trainer auch weiterhin beschäftigen. 70% der Ballwechsel sind nach 0-4 Schlägen (0=Doppelfehler) beendet, aber im Training werden diese Schläge viel zu selten trainiert. Die Kunst bzw. Herausforderung für den Trainer ist es ja auch Aufschlag und Return mit Spaß, Abwechslung und Kreativität trainieren zu lassen und nicht immer nur den Korb für ein paar Aufschläge zum Abschluss der Stunde hinzustellen. Barbara Rittner hat etwas aus dem Nähkästchen geplaudert, wie sie mit Ihren Spielerinnen im Fed-Cup kommuniziert (WhatsApp, SMS …) und sie so immer bei Laune hält. Das fand ich ganz interessant, auch für den Trainer im Verein. Der hat seine Spieler ja oft auch nur 1 oder 2 mal in der Woche auf dem Platz, sollte aber auch öfter den Kontakt halten und nach Ergebnissen aus Team-Tennis oder Turnieren fragen und einfach auch Interesse zeigen. Das nehme ich auf jeden Fall mit und werde versuchen im Sommer da drauf zu achten. Sehr praxisnah und relevant waren zudem die Vorträge von Bundestrainer H.-P. Born (Angriffs- und Netzsituationen), Edgar Giffening (Technikvermittlung) und zum Kongressende die „Besten Übungen“ der Referenten. Da konnte man nochmal viel mitnehmen.
Highlight waren die ausländischen Referenten. Benni Linder (Head Coach Kondition bei swisstennis) hielt einen beeindruckenden Vortrag über Athletiktraining und schnelle Beine im Tennis. Wie er im Detail auf die Bewegungen achtet (Schwerpunkt war Schnelligkeitstraining gepaart mit präziser Ausführung) und auch sein Auftreten, seine Ansprache waren super. Claudio Pistolesi (Italien) ging auf den Übergang von einem Junior zum Pro ein und Alberto Castellani aus Italien zeigte Möglichkeiten zur Arbeit an der Konzentration.
Darüber hinaus hat der DTB seinen mit dem Partner tennisgate entwickelten Online-Campus vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Internetplattform die die DTB-Lehrpläne ablösen wird und die Lehrinhalte bereitstellt, inkl. vielen anschaulichen Videos (dafür ist tennisgate ja bekannt), Übungen und auch den Prüfungsfragen für die C- und B-Trainerausbildung. Alle Trainer in Ausbildung müssen sich hierfür verpflichtend registrieren und bereits ausgebildete Trainer müssen spätestens zur nächsten Lizenzverlängerung einen kostenpflichtigen Account beantragen (C-Trainer 19€, B-Trainer 39€). Ich denke, dies ist ein Schritt in die richtige Richtung und insbesondere für jüngere Trainer eine gute Plattform, wenn der entsprechende Mehrwert natürlich gegeben ist. Aber der erste Eindruck ist in jedem Fall positiv und sehr professionell.
Auf der Tennismesse habe ich mich vor allem bei meinem Partner HEAD über die neuen Produkte informiert. Ein neues, interessantes Tool könnte auch SPIVO werden. Ein akustischer Signalgeber für Topspinbälle, der an der Bespannung angebracht wird.