Cardio-Tennis Fortbildung in Stuttgart

Im vergangenen Monat habe ich die Fortbildung für Cardio-Tennis-Trainer im LLZ Stuttgart besucht und damit auch mein Zertifikat verlängert. Durchgeführt wurde der Lehrgang von „Mister Cardio-Tennis“ Alexander Jakubec (Mitglied im DTB-Lehrteam  und der A-Trainer-Ausbildung) und dem Verbandstrainer in Stuttgart Hannes Mergner.

Insgesamt war es eine recht kurzweilige Veranstaltung. Den Praxisteil fand vielleicht etwas zu kurz, da hätte ich mir in Kurzform noch einige Übungsvorstellungen gewünscht (gab es aber im Nachgang als Präsentation auf CD). Lag aber auch an dem krankheitsbedingten Ausfall einer Dozentin (für Marketing) und damit verbundenen Umstellungen, die aber alle hervorragend gemeistert wurden. Neben dem Praxisteil gab es zwei theoretische Blöcke zu den Themen „Sportmedizin“ und „Marketing“.

Eigentlich dachte ich, dass es bei Cardio nicht so viel neues geben kann, aber man hat wohl gemerkt, dass der gewünschte Bekanntheitsgrad noch nicht wirklich erreicht ist, obwohl mehr als 1000 Trainer ausgebildet wurden. Von daher war vor allem der Erfahrungsaustausch mit den Verbandstrainern und den Teilnehmern interessant. Dazu aber später mehr.

Für die Praxis gibt es 5 wichtige Punkte, die momentan im Fokus stehen:

  1. Die Teilnehmer sollen alle Pulsuhren tragen
  2. Wir spielen mit „Cardio-Balls“ (Play&Stay-Balle, Stage 1 oder 2)
  3. Die Musik ist weniger wichtig
  4. Weniger Zuspiel per Double- oder Triple-Feed, mehr Übungen mit Zuwurf
  5. Höherer Anteil von „game-based“-Übungsformen, wodurch auch die Sideline-Acitvities ggf. weniger werden

Hier meine Meinung zu den Punkten:

Pulsuhren: Pulsuhren zu tragen, ist natürlich sinnvoll. Ich mache meine Teilnehmer zu Kursbeginn auch immer darauf aufmerksam. Pulsuhren sind mittlerweile ja auch erschwinglich (ab 40€). Dennoch werde ich als nebenberuflicher Trainer mir keinen Satz von 10 Uhren anschaffen können. Für hauptberufliche Trainer ist das sicherlich eine Überlegung, denn dies demonstriert ja auch eine gewisse Professionalität.

Cardio-Balls: Momentan nutze ich die Play&Stay-Balle i.d.R. für Abschlussspiele, um einen größeren Spielfluss zu erreichen. Wenn die gesamte Stunde einen höheren Anteil an „game-based“-Übungsformen hat, machen die Play&Stay-Balle natürlich auch für die ganze Stunde Sinn. Beachten muss man natürlich immer die Teilnehmergruppe. Bei einer Cardio-Stunde mit Mannschaftsspielern kann man meiner Meinung nach auch bei den normalen Bällen bleiben.

Musik weniger wichtig: Finde ich auf der einen Seite gut, denn gerade in der Halle hat man das Problem, dass man nicht alleine ist und die Musik ggf. die Spieler auf den anderen Plätzen stört. Von daher ist es gut, wenn die Musik mehr im Hintergrund ist. Ich habe auch schon erlebt, dass Teilnehmer die Musik leiser gestellt haben. Auf der anderen Seite war die Musik  bislang immer ein „Aushängeschild“ von Cardio-Tennis, das man nicht aufgeben sollte. Und Kurse im Fitness-Studio wären ohne Musik bestimmt auch nur halb so motivierend. Von daher bin ich hier geteilter Meinung. Wenn möglich, werde ich immer Musik dabei haben.

Weniger Feeding: Auch hier habe ich eine geteilte Meinung. Mit Double- oder Triple-Feed kann ich sehr gut mehrere Teilnehmer bedienen und auch die Aufmerksamkeit von Zuschauern ist hoch, denn besonders Triple-Feeding wirkt attraktiv von außen. Das Zuwerfen hat den Vorteil, dass man als Trainer näher an den Teilnehmern ist und sie so auch besser motivieren und anfeuern kann. Kann mir also vorstellen, dass dies für die Teilnehmer durchaus positiv ist. Auch die im Lehrgang vorgestellten Übungen basierten immer auf Zuwurf des Trainers. Ich habe das in meiner letzten Stunde auch so eingesetzt und war zufrieden.

Mehr Game-based: Das ist ja ein allgemeiner Trend, dass man mehr „game-based“, sprich mehr spielorientiert, trainieren soll. In Verbindung mit dem Cardio-Balls ist das aus meiner Sicht sehr gut möglich (auch mit Anfängern) und bringt auf jeden Fall einen hohen Spaßfaktor.

Soviel also zu dem Praxisteil und den Neuerungen im Aufbau der Cardio-Tennis-Stunden.

 

Interessant war wie gesagt auch der Erfahrungsaustausch mit den anderen Trainern, besonders zum Angebot von den Kursen. Hier sind wir also beim Thema „Marketing“.

Ich führe momentan einen Cardio-Tennis-Kurs im Winter durch mit festen Teilnehmern, die sich vorher angemeldet haben und eine entsprechende Kursgebühr zahlen. Weiterhin setze ich Cardio-Übungen im Mannschaftstraining oder bei größeren Gruppen ein, wenn ich den Fokus auf Kondition/Ausdauer setzen möchte oder als Bestandteil von Camps.

Es gibt natürlich auch die Variante, dass man für Cardio-Tennis eine bestimmte Uhrzeit festlegt, und nach dem Motte verfährt: „Wer kommt , ist dabei, macht mit und zahlt“. Das kann man völlig offen machen oder auch 10er-Karten o.ä. verkaufen. Vielleicht auch mit einem Angebot wie „10 mal teilnehmen, nur 9mal zahlen“.

Momentan überlege ich noch, wie ich mein Cardio-Tennis-Angebot in der Sommersaison gestalte. Vielleicht greife ich ja einige Punkte auf.

Innovativ fand ich auch das Angebot von einem Trainerkollegen, der seine Cardio-Stunden unter ein Motto stellt, das durch die Musik umgesetzt wird. Z.B. das Motto „ABBA“ mit Songs der schwedischen Band oder jetzt gerade zu Jahresbeginn „Fasching“ mit Fetenhits oder für die Skifahrer das Motto „Apres-Ski“ mit entsprechenden Partykrachern.

Problematisch sahen wir Teilnehmer allerdings auch den Namen „Cardio-Tennis“ an sich. Viele verbinden damit nicht unbedingt einen „Sport für die Gesundheit“, sondern einen „Sport für Herzkranke“ und denken dann „Ich bin nicht krank, ich brauch keinen Cardio-Sport“. Ich denke auch, dass man insgesamt etwas mehr auf die Schiene „Fitness, Abnehmen/Kalorien verbrenne“ gehen sollte und dies in den Fokus des Marketings setzen sollte. Auch wenn dazu die Bezeichnung „Cardio-Tennis“ nicht 100% passt. Ein schwieriges Thema also…

Als Fazit waren wir Trainer uns dann aber dennoch einig, dass mit der Kombination aus Engagement, Kreativität, Professionalität und entsprechendem Marketing Cardio-Tennis durchaus funktioniert und das Angebot eines Trainers, eines Vereins oder einer Tennisschule erweitert. Die Aus- und Fortbildungen erhöhen definitiv das Repertoire und die Kreativität eines Trainers.

Beurteilung von Tennistraining durch Eltern – Überlegung zu Trainingsmethoden

Mein Trainerkollege Dirk Massing hat auf seiner Homepage einen separaten Bereich für Eltern eingerichtet und gibt Tipps, woran Eltern eine gut strukturierte Trainingsstunde (und damit auch einen guten Trainer?) erkennen.

Da bin ich ganz seiner Meinung:

  • Eine 1:1 Situation mit dem Trainer ist für jedes Kind motivierend und bringt Spaß.
  • Anspiel und Zuwurf vom Körper weg – das lernt man im ersten Trainerlehrgang.
  • Verlassen der Schlagfolge über die Winkelhalbierende –  Auch richtig, wobei ich versuche diesen Fachbegriff zu vermeiden und ich glaube, dass Eltern, die kein Tennis spielen, das von außen gar nicht nachvollziehen können.
  • Nur ca. ¼ der Zeit für Korbübungen – prinzipiell ja, denn Tennis ist ja ein Spiel und da soll man auch viel Spielen. Wobei je nach Trainingsziel die Verteilung auch variieren kann.

Die Aussagen waren für mich Grund ein paar Überlegungen zu meinem Training anzustellen. Hier das Ergebnis…

Grundsätzlich müssen wir Trainer uns darüber klar werden, dass jedes Kinder anders ist (in Alter, biologischer Entwicklung, Motorik, Motivation) und auch anders lernt. Dies begegnet uns vor allem da, wo wir die Gruppen nicht harmonisch einteilen können wie z.B. im Schultennis oder bei Training mit Großgruppen.

Daher versuche ich nach Möglichkeit unterschiedliche Methoden der Vermittlung anzuwenden.

Doch welche sind das überhaupt?

Da sind zum einen die „methodischen Reihen“ als klassisches Beispiel für eine geschlossene Vermittlungsmethode. Dabei werden Schläge in einzelne Teilbewegungen (z.B. Beinarbeit, Oberkörperrotation, Hauptaktion/Treffpunkt, Ausholbewegung bis zum Beschleunigungspunkt, Schlagvorbereitung) unterteilt, diese dann einzeln trainiert und am Ende wieder zu einer Gesamtbewegung zusammengeführt. Dies geschieht dann oft im Kolonnentraining mit Anspiel aus dem Korb. Der Vorteil hierbei ist, dass der Schüler sich immer nur auf einen Teil konzentriert und diesen unter gleichbleibenden Bedingungen (gleiches Anspiel des Trainers) übt. Der Nachteil liegt auf der Hand. Solche Situationen kommen im Spiel nicht vor, denn jeder Schlag kommt anders auf uns zu (in Drall, Länge, Geschwindigkeit). Es wird also nicht „matchnah“ trainiert. Und die Pausen, die wartende Spieler bei Korbübungen haben, können zu Unruhe oder Langeweile führen. Klar kann man diese Pausen mit Zusatzaufgaben füllen (z.B. wie beim Cardio Tennis durch die Leiter laufen), aber dann verschiebt sich der Fokus ggf. auf Ausdauer und die Konzentration liegt nicht mehr bei der Schlagausführung.

Die Übungen aus dem Korb (Schlagtraining) sind aber auch für fortgeschrittene Spieler wichtig, denn sie verhelfen zu Rhythmus, Sicherheit und Vertrauen in die Schläge. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass diesen Schlagübungen immer anwendungsorientierte Spiele/Spielübungen folgen, wo das Gelernte ausprobiert und angewendet werden kann. Außerdem sollte man beim Schlagtraining auch immer mit Zielen oder Zielflächen arbeiten. Damit schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Den einen helfe ich mit Technikanweisungen das Ziel zu treffen, den anderen genügt schon die Vorstellung das Ziel zu treffen und ihre Technik passt sich immer mehr an, so dass man dem Ziel immer näher kommt. Damit sind wir schon beim handlungs- oder problemorientierten Ansatz. Der Schüler erhält eine Aufgabe (z.B. Treffe die Zielfläche) und nähert sich durch Ausprobieren immer mehr der Lösung (die Zielfläche zu treffen).

Und vielleicht nicht unbedingt neu – doch durch den englischen Begriff wieder in aller Munde – ist die spielorientierte Methode (game based approach). Im Mannschaftstraining lasse ich ohnehin immer viel Spielen und „matchnah“ trainieren, weil hier Taktiktraining einen hohen Stellenwert hat. Aber auch im Anfängertraining soll und muss immer mehr gespielt werden. Beim „game based approach“ beginnt die Trainingseinheit mit einem Spiel bzw. einer Spielübung. Der Trainer erkennt dann Schwächen, isoliert diese und trainiert die Schläge (z.B. mit einer methodischen Reihe oder Schlagübung) und im Anschluss wird wieder (und dann hoffentlich erfolgreicher) gespielt. Dieser Ansatz ist für Trainer mitunter sehr schwer, denn man weiß im Vorfeld vielleicht nicht unbedingt, was sich als Schwäche herausstellt und wo die Trainingseinheit hinführt (das heißt die Planung ist nicht mehr so einfach, da spielt Routine eine große Rolle). Zudem können bei mehreren Spielern die Schwächen ja auch unterschiedlich sein. Dann kann man nicht jede Schwäche in einer Einheit behandeln und wird somit nicht jedem Schüler gleich gerecht.

Für den Trainer ist es wichtig, dass er die Ziele, die er mit der Trainingseinheit verfolgt (gleich welche Methode oder welchen Ansatz er einsetzt) auch klar kommuniziert. Weiter sollten die Ziele natürlich auch mit den Zielen des Schülers übereinstimmen. Kinder können diese Ziele aber nicht unbedingt formulieren, von daher gilt es hier die Eigenmotivation der Kinder einzuschätzen und in Ziele umzuformulieren.

Wie lautet nun mein Fazit?

Für Außenstehende gilt, dass sie – wenn überhaupt – eine Trainingsstunde nur dann beurteilen können, wenn sie diese ganz gesehen haben. Denn sonst heißt es schnell

„Das Training ist altmodisch“ (weil man nur das Kolonnentraining aus dem Korb gesehen hat) oder

„Der Trainer macht nix für sein Geld“ (weil man die Kinder nur hat Spielen sehen und der Trainer nebendran stand)

Für mich persönlich gilt – wie schon oben geschrieben – dass ich versuche viele  Methoden in eine Trainingseinheit einfließen zu lassen. An der Zielformulierung und auch gemeinsamen Abstimmung mit dem Schüler muss  ich noch arbeiten. Mir ist auf jeden Fall wichtig, dass ich Tennis als eine Spielsportart vermittele.

Und als ganz wichtig empfinde ich, dass auch meine Schüler Tennis als Spielsportart sehen und auch entsprechend spielen. D.h. Plätze reservieren, frei spielen und Matches machen. Denn allein vom Training ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das Gelernte und Geübte muss ausprobiert werden – im Match und ohne den Trainer.

Veröffentlichung „Meine Lieblingsübung – Spieleröffnung“ in TennisSport (04/2012)

Ende letzten Jahres hatte ich an einem Gewinnspiel teilgenommen, bei dem es um die Teilnahme und Reise zum DTB/VDT-Bundeskongress in Berlin ging. Dabei sollten Trainer ihre Lieblingsübung einreichen. Gewonnen habe ich damals leider nicht. Ganz verlorengegangen ist mein Vorschlag allerdings auch nicht.

Die Fachzeitung TennisSport hat in ihrer aktuellen Ausgabe (04/2012) meine Lieblingsübung in der gleichnamigen Rubrik veröffentlicht. Hier ist das Ergebnis è MarcoWiemer_Lieblingsübung_Spieleröffnung (TennisSport, Fachzeitung für Training und Wettkampf, Ausgabe 04/2012)