Neue Zielgruppe für Tennistrainer und Vereine / Mini-Ballschule für Vorschulkinder und Kindergarten-Tennis

Als Tennistrainer ist man zunehmend mehr und mehr ein Dienstleister,  der sich an den Bedürfnissen der Kunden orientieren muss. Das bedeutet, einfach Tennistraining anzubieten, ist nicht mehr ausreichend. Trainer und auch Verein müssen sich über die unterschiedlichen Zielgruppen und auch deren Bedürfnisse bewusst sein und zielgruppenorientierte Angebote in ihrem Repertoire haben. Dies betrifft dann nicht nur das Marketing nach außen (z.B. wie das Angebot benannt ist. Anfängerkurs für Erwachsene, Mannschaftstraining, Tennis-Kindergarten, Cardio-Tennis etc.), sondern auch die Methodik und Didaktik bei der Durchführung. Ein Beispiel hier ist Schultennis. Bei einer solchen Veranstaltung muss ich als Trainer damit rechnen, dass die Teilnehmer ggf. nicht alle freiwillig dabei sind, weil es sich vielleicht um eine schulische Pflichtveranstaltung handelt (abhängig natürlich von der Ausschreibung des Angebots, z.B. Tennis als AG oder Tennis im Schulsport). Dementsprechend ist die Motivation anders als in einem Gruppentraining, für das man auch bereit ist Geld zu zahlen. Zudem hat man beim Schulsport auch noch eine meist heterogene Großgruppe zu betreuen. Ein anderes Beispiel ist Cardio-Tennis. Hier nimmt sich der Trainer zurück mit Technik- oder Taktikanweisungen, einziges Ziel ist viel Bewegung in einem möglichst konstanten Pulsbereich.

Doch zurück zur Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen.

Für die Gewinnung von Kindern und Jugendlichen ist Schultennis zweifelsohne ein wichtiges Beschäftigungsfeld in der Zukunft  für uns Tennistrainer und Tennisvereine. Aber wir müssen uns bewusst darüber sein, dass wir zunächst ein zusätzliches Bewegungs- und Betreuungsangebot für die Schule anbieten, in  der Hoffnung hier auch neue Mitglieder zu werben. Das Mitgliederpotenzial ist durchaus vorhanden, denn viele Kinder in diesem Alter probieren sich aus und haben ihren Lieblingssport noch nicht gefunden. Einige sind allerdings in anderen Sportarten aktiv und mit anderen Vereinen verbunden. Es ist aber aus meiner eigenen Erfahrung möglich 10-15% von Schultennis-Kindern für das spätere Vereinstraining zu gewinnen. Eine Quote, über die sich manches Unternehmen sicher freuen würde. Doch warum erst mit Schultennis beginnen? Verfolgt man das Ziel auch schon Mannschaften in den U8- und U10-Wettbewerben zu stellen, muss man die Kinder früher an den Tennissport heranführen. Die Herausforderung heißt Angebote für Kindergartenkinder im Alter zwischen 3 und 5 Jahren zu schaffen. Dies ist eine große Chance, denn das Angebot für diese Zielgruppe ist meist überschaubar. Kinderturnen und Schwimmen sind hier die Klassiker. Fußball und Handball starten meist erst mit der G-Jugend (bis 7 Jahre), auch Minis oder Bambini-Gruppe genannt.

Für die Vorschulkinder steht hier zunächst die Schulung motorischer Fertigkeiten wie Rollen & Drehen des Balles, Werfen & Fangen, Kicken & Stoppen mit dem Fuß, Schlagen & Stoppen eines Balles oder auch ganz einfach das Hüpfen & Springen im Vordergrund. Darauf aufbauend gilt es weitere Fertigkeiten im Umgang mit dem Ball auf spielerische Weise zu fördern. Dazu zählen vor allem die Flugbahn des Balles zu erkennen, den Laufweg zum Ball und den Spielpunkt des Balles zu bestimmen oder die Ballabgabe (egal ob mit Hand, Fuß oder Schläger) zu kontrollieren. Für einen Tennistrainer durchaus Neuland, denn das tennisspezifische steht hier noch gar nicht im Vordergrund.

Als Basis für ein solches Angebot kann hier das Konzept der Heidelberger Ballschule dienen. Mit der Mini-Ballschule für Kinder von 3 – 6 Jahren lässt sich das Trainingsangebot eines Vereins oder einer Tennisschule erweitern. Auch viele Tennisverbände bieten bereits Konzepte oder Übungssammlungen für Vorschulkinder an. Beispielhaft sei hier der BTV mit seiner Ballschul-Kooperation oder der HTV mit seinen 10-Stunden-Programmen genannt. Diese stellen aber nur das Handwerkszeug bereit. Die Arbeit mit Kleinkindern geht über das eigentliche „Training geben“ hinaus und verlangt viel pädagogisches Geschick und Fingerspitzengefühl. Eine „normale Tennisstunde“  kann der erfahrene Tennistrainer eigentlich jederzeit halten. Für Übungseinheiten der Mini-Ballschule oder im Tennis-Kindergarten muss man im Vorfeld schon mehr Zeit in die Konzeption und Vorbereitung stecken (was im übrigen auch für andere zielgruppenspezifische Angebote wie Cardio-Tennis, Schultennis mit Großgruppen oder Mannschaftstraining auf zwei Plätzen gilt).

 

Neben den eigentlichen Übungen  sind die Rahmenbedingungen von entscheidender Bedeutung. Dies können sein…

–          Immer gleicher (für Kinder gewohnter und bekannter) Aufbau der Stunde

–          Wiederholung von Übungen aus der vorherigen Stunde, immer etwas bekanntes einbauen

–          Einbindung von Ritualen (Stundenbeginn, Ende, Aufräumen)

–          Wechsel von Übungen und Spielen

–          Spielerisches Üben und Erfahren steht im Vordergrund (implizites Lernen)

–          Keine Technikanweisungen (der Trainer nimmt sich zurück)

–          Klare Regeln

 

Um den Bezug zum Tennis zu schaffen, können die folgenden Anregungen hilfreich sein:

–          Mini-Ballschulstunden finden auf dem Tennisplatz statt (Gewöhnung an Platz, Linien; Nutzung von Kleinfeldnetzen, Tenniswand und Low-T-Ball)

–          Mini-Ballschulstunden sind eingebettet in den normalen Trainingsbetrieb (vorher bzw. nachher findet Jugendtraining statt; die Kinder sehen die Großen beim Spielen)

–          Einsatz von Kindertennisschlägern und Play&Stay-Bällen

 

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